Der Comco dämpfte das Licht und spielte uralte elektronische Musik.
Er schaltete Satellitenaufnahmen aus der Alten Zeit auf das Fenster des
Schlafraums: die Südsee - blaues Meer, mit weißen Wolkenmustern
betupft, dazwischen klein erscheinende Inseln, Lagunen in leuchtendem
Türkis, Korallenriffe, die wie zarte Spitzensäume aussahen.
Die Bilder und die Musik ließen die Erinnerungen an die Ereignisse
in der Außenwelt verblassen. Alle Aufregung legte sich. Die Sensoren
registrierten, daß Jonna sich entspannte. Die Musik wurde leiser,
das Bild dunkler.
Jonna schlief ein.
Sie träumte von Ogawas Perlen - ein herrlicher Traum in leuchtenden
Farben, voller Glanz und voller Licht.
Und damit nicht genug:
Auf einer schmalen, hölzernen Brücke über dem Bach aus
Perle Nummer eins saß David - der einzige Mann, der Jonna jemals
etwas bedeutet hatte. Er saß einfach da, als wäre das Schreckliche
nie geschehen, steckte die nackten Füße in das glasklare Wasser
und genoß sichtlich die Wärme und das Licht. Er trug ein altes
T-Shirt und ausgefranste Hosen, die er bis über die Knie aufgekrempelt
hatte.
"Ich hatte also doch recht!" sagte Jonna. "Sie haben mich
angelogen. Du bist gar nicht tot!" - Ein Rückfall in alte Zeiten,
als sie sich geweigert hatte, die Wahrheit zu akzeptieren.
Er sah verwundert zu ihr auf.
"Warum sollte ich tot sein?"
Weil ein Bio-Tank gebrochen war und David nicht mehr rechtzeitig aus dem
Sicherheitsbereich hatte entkommen können. Die Schotte hatten sich
geschlossen, und die bakterienhaltige Brühe hatte sich über
ihn ergossen und ihn getötet.
Aber die Erinnerung daran war nur wie ein kurzer, schmerzhafter Stich,
über den der Traum sich einfach hinwegsetzte.
Jonna ließ sich neben David nieder, zog Schuhe und Socken aus und
ließ die Beine baumeln. Das klare Wasser glitt wie ein kalter, glatter
Muskel unter ihren Fußsohlen vorbei.
"Das ist ein sehr schöner Ort", sagte David. "Hier
sollten wir uns öfter treffen!"
Jonna saß schweigend neben ihm. Sie spürte die heißen
Sonnenstrahlen auf der Haut, das kalte Wasser unter ihren Füßen,
Davids warmen, lebendigen Körper neben sich.
Dann endete der Traum.
Sie schlug die Augen auf.
Sie lag auf der rechten Seite. Es war still. Das Fenster war dunkel. Sie
blickte auf das etwas hellere Rechteck der Tür. Dahinter lag das
Wohnzimmer. Durch die Fenster zur Außenwelt sickerte das graue Licht
des nahenden Morgens.
Sie fragte sich, warum sie aufgewacht war. In ihren Gedanken sah sie immer
noch Davids Gesicht vor sich, und ein seltsames Gefühl der Geborgenheit
erfüllte sie.
Sie schloß die Augen und schlief weiter.
Auch diesmal sah sie den Wald, den Bach und die Blumen, aber David war
nicht da. Statt dessen trat Jean Cheroux unter den Bäumen hervor.
"Du mußt dem ein Ende setzen!" sagte der Observer. "Es
ist zu gefährlich!"
Und dabei deutete er in den Schatten unter den tief herabhängenden
Zweigen der Tannen.
Jonna sah voller Entsetzen, daß dort alles voller Leichen war. Sie
sank zu Boden und weinte wie ein Kind.
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